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Donnerstag, 12. Oktober 2023

Putsch ohne Sieger

Bericht über den Ruin der Schneewittchen-Schule* in Verlieringen* – aus erster Hand

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Eine Kollegin aus Süddeutschland leitete mir anonym den folgenden Bericht zu, über einen tragischen Putsch an ihrer Schule, wo sie bis dahin Lehrerin war, zur gemeinfreien Veröffentlichung. Sie meinte Parallelen zu unserer lokalen Situation zu sehen. Ich mag das ausdrücklich nicht bestätigen. Das nähere erklärt sie selbst.

Was soll das hier?

Ich bin ehemalige Lehrerin an der Schneewittchen-Schule* in Verlieringen*, einer Schule für Kinder mit Behinderungen in Süddeutschland.

Diesen Bericht schreibe ich, weil ich diese Schule sehr geliebt habe. Ich verändere alle Namen und nenne meinen eigenen nicht, weil die Namen nichts zur Sache täten. Ändern lässt sich nichts mehr an der Tragödie, die sich seit Spätherbst 2022 abgespielt hat und abspielt. Wir, die wir weggeputscht und rausgeworfen wurden, hatten alles versucht: Argumente, Geduld, ein bisschen Lautstärke – gegen die Putschisten haben wir nichts ausrichten können, denn sie verfügen über Geld, sogenannte Macht und natürlich kriminelle Energie. Und neben alldem eine unerklärliche Besessenheit. Also verzichtet man, nachdem man Lehrgeld gezahlt hat, lieber darauf, sie unnötig zu provozieren.

Wenn ich dennoch hier Bericht erstatte, dann deswegen, weil daraus viel gelernt werden kann. Jedenfalls scheint mir, dass an andern Orten ähnliches passiert, oder zu passieren droht. Die gleichen Akteure, die bei uns den Putsch erst möglich machten, treten auch anderswo auf, ich nenne sie unten: den Bund Möhren* und den Verein gegen Rechtsekzeme*. Also: lest dies, damit es bei Euch nicht ein ähnliches trauriges (vorläufiges) Ende nimmt wie bei uns.

Das Ende heißt (bis jetzt): Zwei Drittel des unsere Schule tragenden Kollegiums wurden rausgeschmissen oder gingen von sich aus; für ein Drittel der Kinder bzw. Familien gilt das gleiche, damit verbunden dann auch für ein Drittel der IntegrationshelferInnen. „Die Schule tragend“ – das heißt, es waren die längstjährigen, mit der pädagogisch-geistigen Essenz der Schule am meisten verbundenen Lehrkräfte; und entsprechend waren es dann gerade die Familien und Integrationskräfte, die sich mit diesen Lehrkräften verbotenerweise solidarisierten, die gehen mussten. Man muss keinen bösen Willen haben, man kann der Restschule sogar alles Gute wünschen – und muss dennoch konstatieren: ein hohler Kokon ist übrig geblieben, entleert von allem, was einmal Seele der Schule gewesen ist. Von dem drohenden äußeren, z.B. finanziellen Ruin einmal abgesehen.

Es wird, als Resultat meines Berichtes, eine Frage offen bleiben – jedenfalls für mich bleibt sie offen. Der Lernprozess (den ich mit meinem Bericht gelinde anregen möchte) ist: zu lernen, der Frage mit „Ohnmacht“ ins Gesicht zu schauen; denn man kann wissen, dass Ohnmacht eine der wichtigsten, wertvollsten Erfahrungen für uns Heutige ist. Die Frage heißt „Warum das alles?“, konkret: Wie in aller Welt kann das eigentlich sein?: eine freie Schule dieser Art ist doch eine Initiative von Menschen, die etwas Besonderes wollen. Wenn ich mir nun die Reihe der PutschistInnen anschaue, die unsere Schule vorläufig zugrunde richteten, so sind es durchweg Menschen, die dieses Besondere weder nennenswert verstanden haben noch darin je für sich ein Ziel gesehen haben. Das ist für alle einzeln belegbar und war schon vor dem sogenannten „Konflikt“ deutlich. Warum also putscht man das weg – um dann mit leeren Händen traurig vor dem gläsernen Sarg zu stehen? Die üblichen Motive taugen nicht zur Erklärung: wirtschaftliche Motive gibt es nicht an einer Schule in freier gemeinnütziger Trägerschaft; verletzter Narzissmus kann nicht diese unbelehrbare Fahrt in die Sackgasse zur Folge haben. Ist es am Ende doch die Stiefmutter-„Liebe“ des Märchens?

Eins noch: ich hörte die Frage, warum ich das alles nicht konkret und detailliert, wenn schon pseudonymisiert, dann wenigstens sauber chronologisch darstelle, mit belastbaren Belegen. Angst vor dem gegnerischen Rechtsanwalt? Mag sein, jedoch: ich möchte, als Freundin der Schule, diesem Anwalt (vom Verein gegen Rechtsekzeme*, siehe unten) noch nicht einmal etwas zu tun geben, denn trotz reihenweiser kostspieliger Misserfolge lässt man ihn weiter gewähren. Wer dies bezahlt, weiß ich nicht; die Schule zieht es nur noch weiter hinunter.

Also möge man verstehen, dass die Geschichte hier pauschalisiert und mit spürbarer emotionaler Betroffenheit berichtet wird. Belege können geliefert werden, aber wozu? Die entscheidenden Fakten können Sie, lieber Leser, leicht herauslesen, und die „andere Sicht des Ganzen“ können Sie sich anderweitig besorgen. Das Urteil, ob das alles überhaupt möglich sein kann, und was daraus für Sie folgt, kann ich Ihnen nicht abnehmen. Ein jeder muss selbst schauen, dass er nicht Opfer eines Schemas wird.

Was ist passiert an der Schneewittchen-Schule?

Wie kann es sein, dass eine vor kurzem noch (nach vielfältigem Urteil von außen) blühende Schule in massiv reduzierter Form, mit eher notdürftig besetzten Lehrerstellen und in gedrückter Stimmung in eine unbestimmte Zukunft geht?

Die Vorwürfe gegen die Gekündigten wurden natürlich stets nur pauschal im Vor- und Nachfeld der Kündigungen angedeutet, also keineswegs in den entsprechenden Briefen ausdrücklich genannt – um den üblichen Weg des Hinausekelns über fristlose Kündigungen einigermaßen rechtssicher gehen zu können. Diese Andeutungen können Sie in den Veröffentlichungen der Schule auf ihrer Website nachlesen, oder in den Artikeln der Lokalzeitung. Diese wurde fleißig von den Akteuren gefüttert. Die Vorwürfe reichen, je der aktuellen Situation angepasst, von corona-„kritischem“ Verhalten und Agitieren über „Nähe zum Rechtsextremismus“ bis hin zu (als dies nicht mehr ausreichte) angedeuteten Gewalt- oder Vernachlässigungsvorwürfen an Lehrkräfte. Zusätzlich wurde der Vorwurf in die Welt gesetzt, entsprechende „Missstände“ seien bereits in der Vergangenheit von „autoritären Schattenstrukturen“ in der Schule gedeckt worden.

Es folgte eine weitere Kettenreaktion: Eltern, die sich nach den ersten Rausschmissen dagegen wehrten, dass ihre Klassenlehrerinnen nunmehr ebenfalls von Kündigung bedroht wurden, wurden schlicht dem Vorwurf ausgesetzt, auf der falschen Seite zu stehen, d.h. unsolidarisch gegenüber der neuen Führungsrichtung zu sein.

Das sind die Vorwürfe. Mittlerweile, nach Monaten, gibt es erste Verhandlungen vor dem Arbeitsgericht für die KollegInnen, die sich nicht auf eine gütliche Einigung (Abfindung) eingelassen haben. Dort taucht dann nichts mehr von den genannten Vorwürfen auf. Der einzig verbleibende Vorwurf, nämlich schädliches Verhalten gegenüber dem Arbeitgeber, wird von den Richtern als lächerlich abgewatscht.

Was meine eigene Person betrifft, werde ich hier null Widerlegung der Vorwürfe unternehmen. Das habe ich an den entsprechenden Stellen bereits abgeleistet.

Meine geschätzten KollegInnen und die Eltern jedoch möchte ich hiermit aufs Schärfste gegen die Vorwürfe verteidigen – auch dies nur in aller Pauschalität:

Wie der Putsch im einzelnen funktionierte …

… kann hier nicht dargestellt werden. An der Rechtmäßigkeit der Kündigungen bestehen (ganz abgesehen von der arbeitsrechtlichen Stichhaltigkeit) erhebliche „Zweifel“ vereinsrechtlicher Natur, und hier sind noch rechtliche „Klärungen“ anhängig, die leider sehr viel Zeit brauchen – natürlich aus vorher absehbaren, traurigen Gründen. Aber worum ging es?

Im Kollegium der Schule lebte auch in der Corona-Zeit eine stabile Solidarität. Diese bewährte sich in der gemeinsamen Bewältigung der Situation – sogar, als z.B. ein Keil zwischen „Geimpfte und Ungeimpfte“ zu treiben versucht wurde durch die offizielle Verordnung zum Verdienstausfall bei Quarantäne von Ungeimpften. Man stand, auch bei hoher emotionaler Belastung, zueinander wie sonst auch.

Einer kleinen Minderheit in der Schulgemeinschaft (konzentriert vor allem in dem Gremium, was nicht die pädagogische, sondern die technische Seite der Schule verantworten sollte) war dies ein nicht zu tolerierender Dorn im Auge. Ein Beteiligter sagte, er würde die Schule „hochgehen lassen“, wenn sich die Dinge nicht nach seinen Vorstellungen ändern würden, ein anderer fragte, was denn „Ungeimpfte“ überhaupt an der Schule zu suchen hätten. Man echauffierte sich darüber, was auf der Website einer Schule und der privaten eines Lehrers stehen dürfe und was nicht, und ob Lehrkräfte als Vorbilder an Demonstrationen teilnehmen dürfen oder nicht. Von aufgeklärter Toleranz und einer demokratischen Diskussionskultur, wie sie an einer Schule gepflegt werden sollte (auch in ihren Erwachsenen-Gremien, wenigstens im Hinblick auf die Vorbildfunktion), war man längst weit entfernt, es galt nur die radikalisierte Schwarz-Weiß-Sicht. „Mit Stumpf und Stiel“, so soll ein Funktionsträger als Devise ausgegeben haben, sollten die der Schule unzuträglichen Elemente „ausgerottet“ werden.

Wie sich für uns erst spät herausstellte, hatte man früh (Herbst 2021) begonnen, hinten herum zu agieren, und wandte sich an den Bund Möhren*, bei dem unsere Schule Mitglied war. Wenn ich diesen Verband nenne, meine ich hier ausdrücklich stets dessen Vorstand. Es ist hier nicht der Platz, zu analysieren, ob dieses Funktionärsgremium eventuell weit weg von der Basis der Möhrenbewegung handelt. Ohne die Schützenhilfe dieser Verbandsspitze hätte der Putsch jedenfalls niemals funktioniert. Die verdeckte Vorgehensweise (statt direkter, offener Kommunikation) wurde über Monate hin fortgeführt und gipfelte zunächst in einem für das Kollegium anonymen „Hinweis“ an eine Polizeistelle. Dies führte, wohl plangemäß, zu einer schriftlichen Anfrage der Aufsichtsbehörde an unsere Schule: Bei uns würden Corona-Maßnahmen nicht eingehalten, es seien agitierende „Corona-Leugner“ unterwegs etc., selbst ein Nazi-Vorwurf wurde angedeutet. Wir wurden um Stellungnahme gebeten.

Die späteren Putschisten behaupteten allen Ernstes, sie wüssten nicht um die Urheberschaft dieser Aktion, und es begann ein monatelanges Tauziehen um die (eigentlich lächerliche) Beantwortung des Behördenbriefes. Kaum war er endlich beantwortet, war schon, ebenfalls hintenherum, der zweite „Hinweis“ an die Aufsichtsbehörde gegangen – mit den „Schattenstruktur“-Vorwürfen. Zwischenzeitlich waren auch die speziellen möhren-kritischen Medien mit „internen Dokumenten“ gefüttert worden, um die Stimmung anzuheizen; man schaffte es bis ins Fernsehen zum berühmten Herrn Ballermann*. Man schien kein Problem damit zu haben, die überregionale Hetze gegen die Möhrenbewegung weiter aufzumischen, im Gegenteil. Auch dies Muster kennt ja, wer sich auskennt.

Das Kollegium (die Konferenz als zentrales Selbstverwaltungsorgan) war besorgt um das Vertrauen der Behörde und führte ein Gespräch mit ihr; das Ergebnis war ernüchternd, aber ganz nachvollziehbar: in die Schulautonomie wolle und könne man nicht eingreifen; wir müssten schon selbst sehen, wie wir unseren „internen Konflikt“ beilegen könnten. Es gebe ansonsten überhaupt keine Anlässe für ein Einschreiten der Behörde. Das hinderte die Gegenseite nicht, gegenüber den Eltern laufend mit „den Behörden“ zu drohen – und mit dem Bund Möhren, der der Schule das Wohlwollen und die Genehmigung entziehen würde. Und der Bund Möhren spielte dieses Spiel eins zu eins mit.

Der eigentliche Putsch begann dann damit, dass man ohne satzungsgemäß vorgeschriebene Beteiligung der Lehrerkonferenz und ohne jeglichen belastbaren Kündigungsgrund den ersten drei Lehrkräften, davon zwei KlassenlehrerInnen, kündigte. Der fristlose Rausschmiss war ein Schock für alle Beteiligten (Haupt-Leidtragende waren auch hier schon die Kinder) und nur als eine rein machtpolitische Angelegenheit zu erklären: ein Exempel sollte statuiert werden; man hoffte, es wäre dadurch „Ruhe“ im Kollegium.

Seitdem wurde fortgefahren mit nur noch notdürftig kaschierter Machtpolitik, frei an bisher geltenden Regeln des Miteinanders und des Vereinsrechtes vorbei. Eine ordnungsgemäß beantragte außerordentliche Mitgliederversammlung, die eine deutliche Mehrheit der Mitglieder beantragt hatte, wurde (der Anwalt ermöglichte es) zunächst blockiert; später wurde das Mitgliederverzeichnis willkürlich stark reduziert, so dass eine Mitgliederversammlung, nunmehr als offensichtliche fake-Veranstaltung, zur Absicherung der Machtverhältnisse durchgeführt werden konnte. Wichtige Ressourcen wie der Informationsfluss an der Schule und zur Öffentlichkeit wurden an sich genommen; die Mehrheit des Kollegiums hatte keine Möglichkeit mehr, sich zu artikulieren. Entsprechende Angst auf LehrerInnen- wie auf Elternseite verhinderte, dass man sich angemessen zur Wehr setzte. Zusätzlich wurde mit „Mediations“-Ansätzen zur „Konfliktbearbeitung“ gespielt: kaum waren diese gescheitert, geschah die nächste Kündigungswelle – durch Menschen, zu denen man unmittelbar vorher noch „Vertrauen aufbauen“ sollte. Drei weitere KollegInnen flogen raus, und mit ihnen über 20 Kinder, ausgewählt im Schnellverfahren nach dem Kriterium, welche dazugehörige Eltern sich zu solidarisch gegenüber den KollegInnen gezeigt hatten.

Einen Vorwurf allerdings, neben mangelnder Wachheit und anderem, müssen „wir“ uns gefallen lassen: wie ein Kaninchen angesichts der Schlange haben wir solche Dinge hingenommen, im Schockzustand. Als wir daraus aufwachten, war es jeweils zu spät, sich zu wehren.

Und gerade dieser Massenrauswurf von Kindern war etwas, gegen das wir deutlichst hätten aufstehen sollen und können. Es handelte sich um Unterstufen-Kinder (Klassen 1 bis 3), die fristlos gekündigt wurden. Einigen Elternhäusern wurden zwar ein paar Wochen Übergangsfrist angeboten (vorausgesetzt, sie verhielten sich ab sofort loyal zur neuen Führungsgruppe), aber die vertrauten KlassenlehrerInnen waren ja tatsächlich fristlos gekündigt. Das bedeutet, eine ganze Reihe kleinerer Kinder mit verschiedenen Behinderungen erlebte von heute auf morgen einen tiefen Bruch in ihren menschlichen Bindungen. Wer von diesem Vorgang erfuhr, war zutiefst entrüstet. Wir hätten dies unbedingt breit öffentlich machen sollen, dann wäre die Geschichte vielleicht anders weitergegangen.

Der Bund Möhren hatte sich innerlich längst auf die Seite der Putschisten positioniert, mit denen er heimlich, sekundiert durch einen dubios agierenden Verein gegen Rechtsekzeme*, seit Monaten in vertraulichem Kontakt stand, ohne unsere Mehrheit als beschuldigte Gegenposition auch nur zu kontaktieren und nachzufragen. Eine darauf bezogene ausführlich begründete Beschwerde unsererseits, nach offizieller Beschwerdeordnung des Bundes, wurde nichtssagend mit einem Zweizeiler abschlägig beantwortet. Dies ist ein Skandal für sich, „erklärbar“ nur durch die Situation der Möhrenbewegung: der öffentlichen „Kritik“ (denn es waren ja nun in den Medien die üblichen Rechts-Ekel-Geschichten verbreitet worden) glaubt man vorrangig mit dem Holzhammer begegnen zu sollen, der nach innen geschwungen wird ohne Rücksicht auf lokale Verluste. Man könnte sagen: So destruiert die Möhren-Bewegung sich selbst, bzw. richtiger: lässt sich von ihren „Funktionären“, aus welchen schiefen Motiven auch immer, destruieren.

Der Rechtsanwalt, gestellt vom „beratenden“ Verein gegen Rechtsekzeme, verdiente sich in dem Gesamtgeschehen wohl eine goldene Nase – auf wessen Kosten? Sein Part bestand im eigentlichen Einheizen und auf-die-Spitze-Treiben: gutgläubigen Entscheidungsträgern unserer Schule ständig rechtliche Bedrohungen und Sachzwänge einzuflüstern und die radikalen Maßnahmen vorzubereiten. Wiederholt fragten Menschen, die im Prinzip die Stichhaltigkeit der Vorwürfe sogar für möglich hielten, ob denn die harten (und Regeln verletzenden) Maßnahmen von der Verhältnismäßigkeit her gerechtfertigt seien, und erhielten zur Antwort: wir mussten so handeln. An einer Schule, die im Sinne des ethischen Individualismus Rudolf Steiners (diesen Namen habe ich nicht geändert) und entsprechender Vorbildfunktion die Kinder zum eigenverantwortlichen, vernunft- und herzgetragenen Handeln erziehen wollte, „mussten“ diese Akteure den ganzen Laden an die Wand fahren.

Neben dem Bund Möhren war der Verein gegen Rechtsekzeme mit seinem Anwalt (der alle den Putsch ausmachenden Rechts- bzw. Unrechtsakte wie etwa die Kündigungen nebst zahllosen Drohungen ausführte oder begleitete) ein Akteur, ohne den der Putsch nicht funktioniert hätte. Doch siehe da: eine einfache Netzrecherche reicht, um zu sehen, dass der Rechtsekzem-Verein mit dem Bund Möhren in enger Symbiose lebt, ja durchweg aus Möhren-Leuten besteht – obwohl er öffentlich den Eindruck erweckt, er sei unabhängig und könne von jedermann „zu Hilfe gerufen“ werden. Wie es zu dieser Symbiose hat kommen können, gehört zu den tieferen, offen bleibenden Fragen.

Mein Fazit

Wenn man nicht zueinander passt, soll man sich trennen – klarer Fall. Die Frage ist nur, ob eine kleine extremistische Minderheit unsere komplette Schule in Mitleidenschaft ziehen musste, um ihre verquere Sicht der Dinge durchzusetzen.

Ab einem gewissen Punkt gab es für die Putschisten offenbar kein Zurück mehr. Man steckte in einer Sackgasse, wo man nicht zugeben konnte, mit bereits vollzogenen Maßnahmen über das „Ziel“ (welches?) hinausgeschossen zu sein. Also musste man mit Gewalt die Mauer am Ende der Sackgasse durchstoßen. Was aus dem Scherbenhaufen entstehen kann, darauf darf man gespannt sein. Eine selbstverwaltete, aus dem Engagement der Beteiligten lebende Schule, wie wir es so viele Jahre waren, wird es zunächst wohl nicht sein können – denn erklärtes Ziel der Putschisten war, die unverstandene Selbstverwaltung abzuschaffen. Schon auf halber Strecke, noch vor dem tätlichen Putsch, erhob der Doppelakteur (Möhren und Rechtsekzem) Forderungen nach „neuen Strukturen“, die offenbar in einer Schublade bereitgelegen haben.

Nun, diese „Strukturen“ werden jetzt umgesetzt und sollen die KollegInnen und vor allem die Kinder – glücklich machen? Man sprach viel von „Recht und Ordnung“ auf Seiten der Putschisten, zur Corona-Zeit. Aber von Monat zu Monat wurde offenkundiger, wie karg es um das tatsächliche Rechts- und Ordnungsbewusstsein bestellt war, in den eigenen absurden Verstößen eben gegen Recht und Ordnung. Hierarchie und landläufige Bevormundung war gemeint statt positives, verinnerlichtes Recht und verinnerlichte Ordnung. Das merken auch die Kinder, und somit betrifft die Tragödie den Kern der Schule.

Ist der Putsch „geglückt“? Fragen Sie die Putschisten. Die Stiefmutter meint Schneewittchens Lunge und Leber gegessen zu haben. Die Schule ist von unliebsamen Elementen „gesäubert“ worden, das hat funktioniert. Aber war das wirklich so gewollt wie es gelaufen ist? Oder hat einfach die Sensibilität gefehlt für das, was unsere Schule ausmachte?

Wer und was bleibt nun übrig? Wo sind die Menschen, deren lebendiges Interesse für eine besondere Pädagogik die Substanz der Schule ausmachen müsste – wie es letztendlich auch vom Gesetzgeber für eine „Ersatzschule eigener Art“ gefordert wird, und theoretisch auch vom Bund Möhren für eine Mitgliedsschule, damit das Möhren-Etikett beibehalten werden kann? Werden die (überwiegend nichtpädagogischen) Akteure im Nachhinein verstehen, dass sich eine solche Schule nicht nach Plan zurechtrücken oder wiederaufbauen lässt, und dass es ein Irrtum war, sich diesbezüglich an den Bund Möhren anzulehnen, als hätte dieser ein Konzept dafür? Denn dessen Aufgabe bestünde ja ganz simpel darin, Mitgliedsinteressen der autonomen Schulen zu wahren und zu vertreten, und nicht darin, einen irren Putsch zu unterstützen, nur um überregional das eigene Bild in der Öffentlichkeit vermeintlich positiv zu pflegen (siehe Holzhammer)?

Man wird wiederum externe Beratung in Anspruch nehmen und wird die Schule wohl am Funktionieren halten. Aber lässt sie sich auf technokratischem Wege wieder beleben? Die träge Masse des Faktischen wird diejenigen, die zähneknirschend dageblieben sind, in einen „ruhigeren“ Alltag geleiten – im gläsernen Sarg angeblich „transparenterer“ „Strukturen“. Aber leben kann Schneewittchen natürlich nicht im Glassarg.

Dass der Bund Möhren diese Destruktion ermöglicht und unterstützt hat, ist tragisch. Das Holzhammer-Muster scheint auch andernorts und zu anderen Zeiten beobachtbar zu sein; eine Vernetzung der Opfer wird es aber wohl nicht geben, weil dies wiederum für eine Spaltung genutzt würde und bereits wurde.

Den Verbliebenen wünsche ich alles Gute. Vielleicht kommt ja den einen oder anderen ein gewisses Frieren an, jenseits der durchstoßenen Mauer, im Glassarg. Ein Prinz wird ja nicht kommen, aber Frieren kann manchmal zum Aufwachen führen. Oder turnusmäßige, freiwillige oder gerichtlich erzwungene Mitgliederversammlungen werden vielleicht doch noch zu einem Personal- und Sichtwechsel führen. Ob es dann zu spät zur Umkehr ist? Ob die Davongejagten zurückkommen wollen? Vielleicht steht auch keine Umkehr an, sondern, etwa mit neu Dazugekommenen, etwas tatsächlich Neues, was dann mit Wärmeproduktion verbunden sein müsste …

Wir anderen, vor allem meine jüngeren gekündigten KollegInnen, fühlen uns mehrheitlich wie amputiert. Man war mit dieser wunderbaren Schule verwachsen. Wärme ist vorhanden, aber für die schwere Situation wünschte man sich Flügel. Vielleicht wächst auch bei uns etwas Neues …

„Und die Tiere kamen auch und beweinten Schneewittchen, erst eine Eule, dann ein Rabe, zuletzt ein Täubchen.“

Verlieringen, Oktober 2023


* Namen sind geändert, denn dieser Text soll keineswegs bezwecken, über google-mäßige Verbreitung überflüssige Wellen zu schlagen. Die Veränderung der Namen ist in keinem Fall despektierlich gemeint.

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